kultur-online Rezension

Ein Koi, so sagt man, verharre im Winter nicht in völliger Ruhe, und man müsse dafür sorgen, daß ein Koi in einem guten Ernährungszustand in den Winter geht. Außerdem vertrage ein Koi keine pralle Sonne, weshalb man ihn unbedingt beschatten sollte! Überdies könne ein Koikauf zur falschen Zeit ungeheure Probleme zur Folge haben! Ich sage Ihnen, liebe Leser, das ist alles völliger Blödsinn!

Der Winter steht schon parat, doch von einer geplanten Ruhephase kann hier gar keine Rede sein! Nun, was den Ernährungszustand betrifft, so scheint dieser mir, nach den Fotos zu urteilen, ziemlich optimal zu sein. Von Beschattungen halte ich überhaupt nichts, auch wenn man sagt, es sei ja nur zum eigenen Schutze, wie hier angeführt das Sonnenbeispiel. Und was die Probleme betrifft, resultierend aus dem falschen Zeitpunkt des Einkaufs, das muß mir erst einmal jemand erklären! Für diese Musik gibt es keinen falschen Zeitpunkt! Man kann sie immer, zu jeder Zeit kaufen, wenn auch nicht hören, denn zum Einschlafen taugt sie nicht!

Dieser Koi ist kein er, sondern ein es! Das «Koi Trio», nämlich! Etwas lebhafter, nicht ganz so stumm, und allemal wertvoll! Wie das Trio auf den Namen Koi kommt? Koi, das sind Khabirpour, Oli und ich! Nein, nicht ich, sondern in diesem Fall Matthias Akeo Nowak, der sich eben ich nennt, wenn er von sich spricht. Und Matthias Akeo Nowak ist der Kopf, nein, nicht der des Karpfens, sondern des Trios. Und da zu einem Trio noch zwei weitere gehören, außer Nowak dem Bassisten, spielt Riaz Khabirpour die Gitarre und an den Drums wirbelt Oliver (Oli eben) Rehmann. «Koi Trio» so einfach der Titel ihres Albums, das kürzlich bei Personality-Records, einem Label von SP-Siffling Productions (Vertrieb: in-akustik), erschien. Aber so einfach der Titel auch ist, so komplex, so faszinierend vielschichtig sind die 10 Tracks des Albums. 9 von diesen 10 Titeln komponierte Nowak selbst! Wie Charles Mingus, setzt auch er auf überraschende Kontraste in seinen Collagen-artigen Improvisationen.

Yin Yang, so der erste Titel auf dem Album des KOI-Trios. Sie vermuten schon richtig, ja, es gibt da in der Tat eine Verbindung zu Japan. Einen Teil seines Namens, nämlich Akeo, verdankt Nowak seiner sehr früh verstorbenen Mutter, deren Wurzeln sich bis nach Japan erstrecken. Matthias Akeo Nowak ist in Berlin geboren, in Kassel aufgewachsen und studierte Klassische Musik (jawohl!) sowie Jazz. Wie die beiden anderen Musiker des Trios, lebt Nowak mittlerweile in Köln und gehört dort zur Jazz-Szene wie dieses Album in die Hände jedes Jazzliebhabers! Und für jene Jazzliebhaber und Kenner, hier ein Statement von Personality-Records zu dem Titel Yin Yang:

«Der Bass eröffnet mit einem repetierten Ton aus »H«. Zu diesem Ostinato treten kurz darauf Gitarre und Schlagzeug hinzu – und Nowak spielt auf dem Bass ein liedhaftes Thema. Das Rückrat des Stücks bilden acht- und viertaktile Phrasen, die Nowak, Khabirpour und Rehmann aber durch metrische Verschiebungen stets verschleiern. Mit ihrer antizipierenden Spielhaltung halten sie die musikalische Spannung hoch: bis zur Auflösung durch das Bass-Thema am Schluss.» Ich sagte ja, zum Einschlafen ist das Nichts!

Rosemarie Schmitt, www.kultur-online.net

Veröffentlicht am 24. Okt 2012 auf www.kultur-online.net
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