Rezension im Jazzpodium
Fluider Jazz aus Deutschland, ein attraktives Beispiel aus der Strömungslehre improvisierter Musik: Der »Prime Fish« setzt sich vorerst gemächlich in Bewegung. Doch dauert es nicht allzu lange, bis jener Grad drängenden, polyphon verdichteten Gruppensounds erreicht wird, welcher kennzeichnend ist für das hohe Energielevel diese Einspielung aus der Düsseldorfer Jazz-Schmiede. Es spricht dies für das kompakte Zusammenwirken der Protagonist:innen, wenn dabei Erinnerungen an die Chicagoer AACM-Ästhetik der Siebzigerjahre inklusive Plädoyer für unbedingte Vielstimmigkeit aufkommen. Master Mind Matthias Akeo Nowak ist seit 2010 mit Riaz Khabirpour und Oliver Rehmann unterwegs. Diese Kontrabass-Gitarre-Schlagwerk-Formation verschaffte sich rasch überregionale Aufmerksamkeit. Deren charakteristische Melange aus strukturierenden, teils rockig wirkenden Beats und freier Improvisation brauchte nicht aufgegeben werden, als die Entscheidung fiel, den Klangradius um Simon Seidls Fender Rhodes sowie drei Brass-Stimmen (eindrücklich: Posaunistin Shannon Barnett) zu erweitern. Nowak ließ sich für diese Konstellation von der archaischen, weithin bekannten Kunst des Papierfaltens anregen. Er leitete hiervon Entscheidungen für formale Abläufe ab. Wer mit Origami die Vorstellung meditativen Handwerks verbindet, darf überrascht sein: Die titelgebende Frage How does origami sound? wird weniger mit kontemplativen Stimmungen als mit betriebsamen Kollektivverläufen beantwortet.
Wolfgang Grazer, Jazzpodium
Aus dem Jazzpodium, “Matthias Akeo Nowak/Koi Septet – How Does Origami Sound?“
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